Testfahrt mit Miles

Robben und Vientjes ist Geschichte. Ich werde auch nicht jünger. Als Student vor 30 Jahren habe ich öfters einmal ein Auto in Berlin gemietet. Ich hatte einen Führerschein und konnte aushelfen beim Umzug eines Kommilitonen. Da verabredete man sich an einer Mietstation, suchte sich ein passendes Auto aus, hinterlegte man ein Kaution, fuhr seine gebuchte Zeit ab und gab das Auto wieder ab. Wenn es eine neue Beule gegeben haben sollte, wurde ein Teil der Kaution einbehalten. Das war aber Theorie für mich. Ich fuhr immer unfallfrei.

Jetzt gibt es die Robben nicht mehr, die Zeiten haben sich geändert. Alles digital. Erstmal muß ich am Vorabend meinen Ausweis und meinen Führerschein einscannen. Mit dem Handy. Geht nicht gleich beim ersten Anlauf, auch nicht beim zweiten. Bin ich zu blöde? Am nächsten Tag früh morgens geht es los. Ich will meiner Tochter beim Umzug helfen. Sie selbst hat keine Fahrerlaubnis. Ihr Freund auch nicht. Ein Auto habe ich vorab nicht gebucht. Mal schauen, ob es gutgeht. Gibt es keins, bin ich fein raus, der helfende gut meinende Vater hat dann eine Ausrede parat.

Das Wetter ist spitze, die Laune ist gut. Ein Auto in der Nähe. Erstmal empfliehlt es sich, die Beulen des Leihwagens zu dokumentieren. Alles läuft anonym ab, aber durch meinen Sohn weiß ich, es kann teure Konsequenzen geben, wenn du die Beulen übersiehst und dir beim nächsten genauer hinschauenden Kunden die neuen in Rechnung gestellt werden. Die App zeigt bei dem Auto schon ein paar Beulen an, es sind aber noch welche dazu gekommen bzw. übersehen worden. Der erste Upload der Bilder funktioniert nicht, ich muss es wiederholen. Auch kann ich das Auto gar nicht benutzen, jedenfalls nicht sofort. Ich hatte es, bei meiner Tochter angekommen reserviert, damit es mir in letzte Minute nicht jemand wegschnappt. Dann geht es aber doch, mit dem Upload und mit dem Einsteigen. Wie kommt man in ein Auto ohne Schlüssel? Es gibt gar keine. Alles wird über die App gesteuert.

Der Sprinter ist geräumig auch im Cockpit. Meine letzte Fahrt in so einem Transporter ist lange her, da hatte ich Platzprobleme wegen meiner langen Beine. Dieser hier ist ein Automatic. Kupplung gibt es nicht. Auch keinen Schalter an seiner Statt. Da ist gar nichts. Die Schaltung läuft übers Lenkrad, da wo „normalerweise“ der Scheibenwischer betätigt wird, ist jetzt die Schaltung und man kann ganz leicht in den R-Gang schalten. Da mein Mietauto zugeparkt ist, brauche ich den auch gleich. Ich muss ein paar Knoten im Kopf lösen, um per Scheibenwischer denn Rückwärtsgang einzulegen, aber es geht. Die Bremsen sind scharf eingestellt. Vollgetankt ist auch, anders als bei Robben damals, muss ich erst einmal nicht tanken, gut so!

Man kann einen Tagestarif buchen, meine Tochter riet mir dazu, aber ich entscheide mich für den 3-Stunden-Tarif und dann mal sehen. 35km&3h für 59,99€. Hört sich gut an. Die Tour führt von Prenzlauer Berg nach Charlottenburg. 11 km hin. Das Tolle an Miles, ich kann ihn dann dort vor Ort, am Ziel, abstellen und muss nicht zurück durch die Stadt. Die Sachen aus dem 4.Stock auf den Gehweg und dann im Sprinter verstauen kostet uns zu dritt die ersten 1,5h. Die Fahrt nimmt 30min in Anspruch. Am Ziel lasse ich alles erstmal ausladen und verschließe dann das Auto. Alles per App ohne Schlüssel. Wir brauchen dafür genau 60min und sind in der Zeit. Fürs Hochtragen in den 1.Stock im Hinterhof brauchen wir noch mal 30-40min, aber das zählt dann nicht mehr im Miles-Tarif. Der Wagen steht derweil vor der Tür auf einem Parkplatz und wartet auf seinen nächsten Benutzer. Weitere Beulen hat er nicht bekommen. Dank Paypal gab es noch einmal ein paar Punkte (etwa 1,50€) und da es das erste Mal war, spendierte Miles noch einen Rabatt von 7,00€. Am Ende kostete der Spaß 55 statt 60€. Eine böse Überraschung in Form eines Briefes von Miles persönlich kam auch nicht. Bekannte hatten z.B. ein Ampel überfahren und dann eine Strafe bezahlen müssen.