Märklin wiederentdeckt

Mein Neustart mit Märkin nach 40 Jahren Abstinenz

Das Spielzeug der Kindheit prägt einen. Viele große Marken aus den 80ern gibt es noch heute (Lego, Playmobil, Märklin, Wiking), andere sind verschwunden (Plastikant). Dass Spielzeug vor allem aus Plastik besteht, dieser Trend begann schon früher. Immerhin sind einige Bauteile bei Märklin noch aus Metall. Die neu gekaufte Lok liegt noch gut in der Hand. Sie ist so schwer wie meine alte italienische Märklinlok aus den 70ern. Ob aber die neue den “Unfall” überlebt hätte, die meiner Lok aus der Kindheit wiederfahren ist, mag ich bezweifeln.

Die Lok als Wiesenfund

Die Lok wurde damals aus unserem Kellerverschlag gestohlen und auf einer Wiese vom Hausmeister kurzerhand in den Müll geworfen, wo ich sie zufällig wiederfand. Der Metallkorpus der Lok hatte keinen sichtbaren Schaden genommen. Die neue Lok, jetzt im März 2024 gekauft, hat bereits in der Styropor-Verpackung einen Puffer verloren. Er ist abgebrochen, ist aus Plastik. Anders wie damals aus Metall und am Korpus angebunden. Dafür ist das Fahrerlebnis mit der neuen Lok ein Sprung nach vorne. Die Digitaldecoder kamen damals schon Anfang der 80er auf, ich hätte nachrüsten können.

Fahrverhalten wie eine echte!

Der neue Zug hat den neusten Stand der Technik. Die Lok fährt realistisch an, macht sogar auf Wunsch Fahrgeräusche: Bremsenquietschen, Anfahren, Dieselmotorgeräusch. Das Licht flackert nicht mehr, sondern leuchtet konstant. Nach vorne mit weißem Licht, nach hinten rot. Und bei Fahrtrichtungswechsel wechselt auch die Lichtfarbe. Durch das Gewicht liegt die Lokomotive gut auf den Schienen. Ich habe mich für die neuen Schienen mit Schotterbett entschieden, da ich nicht wie in meiner Jugend einen Hobbykeller habe. Die steckbaren Schienen mit naturalistischem Gleisbett sollen trittfest sein und wirken sehr echt und solide. Sie sind nicht mehr aus Metall wie früher. Damals sahen sie alles andere als echt aus.

Aber mein Schienenmaterial aus den den 70ern müsste fest verbaut werden, die schweren Züge drücken die Anschlüsse auseinander. Zweitens ruckeln die Züge auf ihnen, weil die Kontakte zum Teil leichte Patina tragen. Die ganz alten Schienen haben noch Gleise aus gefaltetem Blech, später in den 80ern wurden sie massiv. Damals kamen die 1 Meter Flexgleise auf, sie waren ein Qualitätssprung. Dafür wurden die Waggons nicht besser. Ich bin immer noch Fan der alten Metallwaggons, weil sie eben sehr durabel sind. Die Kupplungen und Drehgestelle der Züge, die immer mehr aus Plastik waren, sind aus den späten 70erm meist verschlissen. Die alten Modelle und die die noch etwas Metallanteil hatten, sind in besserem Zustand und das 40 Jahre später! Ich habe auch Roco Waggons aus den 80ern, sie sind filigraner und detailreicher und haben, wie ich finde, die Zeit viel besser überstanden. Sie waren allerdings auch nicht so oft im Einsatz, weil meine Anlage 1985 abgetragen und verpackt wurde.

Made in Germany?

Da ist der Wurm drin, die Made aus Deutschland gibt es im Grunde nicht mehr. Wiking produziert schon lange nicht mehr Unter den Eichen in Berlin, erst waren es die Polen, dann die Ungarn, die die Handarbeit übernahmen. Die Firma ist auch längst von einer anderen größeren geschluckt worden. So wie die schönen Modelle von Brekina wird in China gefertigt. Playmobil lässt angeblich noch in der EU, auf Malta bauen, aber auch das dänische Lego behilft sich mit chinesischer Produktion. Märklin ist auch längst aufgekauft worden und hält sich bedeckt. Das Göppinger Werk liegt schon lange still, die Produktion in Ungarn ist womöglich nur noch ein Deckmäntelchen für die chinesische Fertigung.

Was ich mir gegönnt habe:

MÄRKLIN 29479 H0 Digital-Startpackung “Regional-
Express”. 230 Volt, DB AG, Ep. VI

MÄRKLIN 78479 H0 Themen-Ergänzungspackung
“Regional-Express”, DB AG, Ep. VI

Zusammen für 376€ zzgl. Versand.

Die Diesellok liegt optimal auf den Gleisen. Die Verpackung ist optisch sehr gelungen, aber ist Styropor heutzutage noch zeitgemäß?

Evolution einer Kupplung. Links: alles aus Metall. Mitte: Korpus aus Platik, Drehgestellplatte und Kupplungshalterung noch aus Metall. Rechts: Siegeszug des Plastiks, Kupplung ging bereits vor mehr als 10 Jahren kaputt.

Italienische Lok versus Neuzeit. 70er gegen 2024. Die Kupplung war damals noch aus Metall und abgeschraubt. Angeschraubt ist auch die neue, aber auf einem Plastikelement. Ein Puffer ist bereits abgebrochen.

Detailansicht der Unterseite der Lok. Mitte: Gleisplan der beiden Packungen. Rechts: Aufgebaut. Passt gut ins Wohnzimmer.

Um die Weichen zu stellen, muss man auf die Hand setzen. Elektrisch geht es nur über Relais – genau wie vor 40 Jahren. Die Schalter müssen dementsprechend mit Kabeln verbunden und an einen Trafo angeschlossen werden. Das kommt nur bei einer stationären Anlage in Frage. Die in der Starterpackung gelieferten Weichen müssten dazu noch aufgerüstet werden.

Ein Zug aus meinen alten Metallwaggons. Auch nach 40-50 Jahren noch schön anzusehen.

Steuerelement 2024 und Vorgängermodell aus den 80ern. Damit konnte man nachgeschaltet an den Trafo den Zug langsam ujd damit realistischer fahren lassen. An die neue Technik reicht das Fahrgerät aber nicht heran.